Kulturinitiativen



Initiative zum Erhalt des Fassadengemäldes am Iltisbunker


Bild: Hans-Heinrich Rohwer, Richard Petersen, Dietmar H. Trumann und Walter Ehlert (von links)

Presseerklärung auf der Pressekonferenz der Initiative zum Erhalt des Fassadengemäldes am Iltisbunker am 31.08.2018 in der Räucherei, Preetzer Str., Kiel

Der Arbeitskreis Novemberrevolution zum 100-jährigen Jubiläum des Matrosen- und Arbeiteraufstands am 03.11.2018 richtet den dringenden Appell an die Stadt Kiel, das historisch bedeutsame und markante Fassadengemälde am Iltisbunker “Revolution und Krieg“ zu erhalten. Das 1989 von dem Künster Shahin Charmi zum 70. Jahrestag dieses epochalen Ereignisses fertiggestelle Werk spiegelt einzigartig mit seinen verschiedenen Bildelementen das entschlossene Streben nach Frieden, Beendigung des Krieges und Demokratie wieder. Es schließt allerdings in mahnender Weise auch die zukünftige Entwicklung wie Faschismus, Novemberprogrome, Verelendung und Krieg mit ein und ist damit auch heute hochaktuell.
Das stadtteilprägende Fassadengemälde stellt einen weit über Kiel hinausgehenden Baustein der Erinnerungskultur dar und darf als bewußtseinsprägendes Denkmal und Kunstwerk nicht zertört werden.
Kiel, den 23.08.2018

Das hochpolitische Kunstwerk wurde im Zeitraum 1988/89 von dem Künstler Shahin Charmi mit seiner ABM-Arbeitsgruppe erstellt. Vorausgegangen war ein intensiver öffentlicher Diskussions- und Auseinandersetzungsprozess, der letztendlich zu einer Akzeptanz sowie Realisierung dieses Werkes führte.
Nach Fertigstellung zum 70-jähringen Jubiläum der Novemberrevolution erfuhr das imposante Fassadengemälde auch weit über Kiel hinaus viel Aufmerksamkeit und Anerkennung und entwickelte sich zu einem wichtigen Bezugspunkt der Erinnerungskultur sowie der Identifikation mit dem Matrosen- und Arbeiteraufstand.
Der im Zeitraum 2012 bis 2015 zwischen dem Künstler und der Stadt Kiel gestartete Versuch, zum hundertsten Jubiläum im Jahre 2018 eine gemeinsame Grundlage für eine Restaurierung bzw. Widerherstellung des durch vernachlässigte Pflege, was durch die Stadt zu verantworten ist sowie durch Witterungseinflüsse lädierten Kunstwerks zu finden, scheiterte.
So wie es unsere Initiative nach umfangreicher Recherche beurteilt, hat in erster Linie die Stadt Kiel diese bedauernswerte Entwicklung zu verantworten: sie wollte diese höchstanspruchsvolle Restaurierung auf low-cost-Basis durchführen lassen und setzte dabeit auf die ehrenamtliche Tätigkeit Dritter unter Ausschluß des Künstlers . Diesem wurde öffentlich später unterstellt, eine Restaurierung sei aufgrund seiner zu hohen Honorarforderung nicht möglich, was Herr Charmi vehement bestreitet. Über ein konkretes Honorar sei zu keinem Zeitpunkt verhandelt worden.
Als nun im April/ Mai 2018 allmählich bekannt wurde, dass die Stadt Kiel unter weitgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit den Entschluß gefasst hatte, das Kunstwerk abtragen zu lassen – also zu zerstören- und durch ein anderes zu ersetzen, bildete sich spontan unsere Initiative zum Erhalt des alten Gemäldes.
Die das imposante, über 600 qm2 große Kunstwerk dominierende Rosa Luxemburg, die zu den konsequentesten Kriegsgegnerinnen und Kämpferinnen gegen die auf Revanche und Erhalt der alten Herrschaftsverhältnisse setzenden reaktionären Kreise gehörte, wurde - offensichtlich mit Wissen und Zustimmung von Noske und Ebert - am 15.Januar 2019 von dem Freikorp Garde- Kavallerie-Schützen-Division ermordet. Zum hundersten Jubiläum des Matrosenaufstands soll sie auf Betreiben der Stadt nun erneut von der Bildfläche verschwinden !
Eine von der Stadt beauftragte Jury selektierte unter mehreren Eingaben drei Entwürfe, von denen durch einen kleinen Kreis Kieler Bürger mit unter zweihundert Stimmen das Werk des Künstlers Piotr Nathan “Ich hatte einen Schuß in der Milchkanne“ ausgewählt wurde.

Das Abstimmungsverfahren mit einer derart geringen Teilnahme (bei 250.000 Kieler Einwohnern) wurde als demokratischer Prozess gelobt , was nur als absurd beschrieben werden kann.
Dass dieses Werk von Herrn Nathan, das kaum einen Bezug zur Novemberrevolution erkennen läßt, nun das alte Bild ersetzen soll, stellt eine Provokation aller geschichtsbewußten Bürger dar!
Unsere Initiative zum Erhalt des alten Fassadengemäldes entschloss sich daraufhin, das undemokratische Vorgehen der Stadt anzuprangern und durch das Sammeln von inzwischen über elfhundert Unterschriften den Erhalt des alten, mittlerweile denkmalschutzwürdigen Gemäldes von Shahin Charmi einzufordern.
Die Stadt Kiel, die offensichtlich nicht einmal bereit ist, diesesWerk ohne Restaurierung einfach “ausleben“ zu lassen, reduziert sich bei der Erinnerung an die Novemberrevolution weitgehend auf den Demokratieanspruch, verstößt jedoch dabei, was die Durchsetzung ihres Zerstörungsplans angeht, in massiver Weise sogar selbst gegen diesen Anspruch.
Bei den intensiven Diskusssionen mit den Kielern über den Erhalt des Gemäldes “Revolution und Krieg“ waren wir als Initiative überrascht über den vielfältigen Zuspruch, den wir erhielten, und uns wurde dabei auch immer wieder bewußt, wie wichtig die Mahnungen , die die Novemberrevolution sowie das Gemälde in Hinblick auf Verelendung, Rechtsentwicklung , Ungleichheit, Kriegsgefahr und Krieg repräsentieren auch heute noch insbesondere für Kiel von Bedeutung sind:
mit seinen vielen sozialen Problem, mit seiner boomenden Rüstungsindustrie bis hin zur Produktion von U-Booten für eine atomare Bewaffnung, mit seiner militaristisch ausgerichteten Kieler Woche , mit dem Ostuferhafen als einem Hauptumschlagplatz für Waffentransporte der Nato an die russische Grenze und einer Marine, die durch Beteiligung an spannungsverstärkenden Großmanövern , die eindeutig gegen Russland gerichtet sind, die Kriegsgefahr weiter erhöht.

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